Mittwoch, 7. März 2007

Join The Black Parade

Momentan in den Nachrichten: Die NATO (jeah, GDI! -.-) hat im Süden Afghanistans eine neue Offensive begonnen. Meine Bibel, Die ZEIT schreibt, dass es bei dem nun schon bald sechs Jahre bestehenden Konflikt um einen "Modus Vivendi" handele, also "um die Möglichkeit, mit einem an sich unlösbaren Problem zu leben". Das haben britische Militärs vor einiger Zeit mit geschickter Kompromissbereitschaft geschafft. Hier das Beispiel und wie es die USA mal wieder versauten (natürlich nur 'möglicherweise'). Ich weiß, das klingt einseitg, aber... ....ach. Naja. Dazu könnt ihr das Pop-Punk-Lied "Welcome To The Black Parade" von My Chemical Romance hören.

Link zur ZEITonline

Dafür gibt es Beispiele. Britische Truppen gerieten im Bezirk Musa Qala, Helmand, im Sommer 2006 täglich unter Beschuss. Sie erlitten hohe Verluste. Als die Stammesältesten des Bezirkes auf den Befehlshaber der Briten zukamen, um ihm ein Vermittlungsangebot zu machen, nahm dieser an. Es kam zu einem Abkommen. Im Kern verpflichteten sich die Stammesältesten darauf, Bewaffnete aus dem Bezirk fernzuhalten und mit dem Staat zu kooperieren. Dafür zogen sich die ausländischen Truppen zurück. Musa Qala erbrachte den Beweis, dass es auch in Helmand, der schwierigsten Provinz Afghanistans, möglich war, die Taliban mit politischen Mitteln wenn nicht zu besiegen, so doch zu verdrängen. Die Amerikaner kritisierten das Abkommen allerdings, weil sie glaubten, es würde den Taliban die Kontrolle über Musa Qala verschaffen. Sie plädierten für ein »robusteres« Vorgehen. Tatsächlich flogen Nato- Kampflugzeuge einen Einsatz und töteten einen Taliban-Führer. Das Abkommen von Musa Qala war damit nur mehr Makulatur. Der deutsche Afghanistanexperte Thomas Ruttig von der Stiftung Wissenschaft und Politik, der den Fall von Musa Qala detailliert recherchiert hat, schreibt dazu: »Es kann … nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Luftangriffen … um eine gezielte Provokation handelte, die das Musa-Qala-Protokoll aushebeln sollte… Diese Annahme liegt umso näher, als die USA im Oktober 2006 mit ähnlicher Taktik ein Abkommen zwischen pakistanischen Taliban und der dortigen Regierung in der Bajaur Agency verhinderten. Am Tag vor der Unterzeichnung griffen sie eine Koranschule an, wobei 82 Menschen ums Leben kamen.« Ist die Einschätzung richtig, war dies eine unnötige Rückkehr zum Krieg.
Sehr wahrscheinlich, dass die Afghanen von Musa Qala und viele andere vom Krieg betroffene Orte das Vertrauen in den Westen verloren haben – Vertrauen ist aber die Grundlage für Stabilisierung. Damit sind wir bei der Rolle Deutschlands, das in diesen Krieg planlos hineinschlittert. Dabei kann Deutschland eine wirkungsvolle Strategie entwickeln. Es gibt kein westliches Land, das in Afghanistan einen (immer noch) so guten Ruf genießt. Das ist politisches Kapital, das Deutschland nutzen sollte. Auch im kriegsgeplagten Süden des Landes. Wie zum Beispiel wäre die Geschichte von Musa Qala ausgegangen, wenn Deutsche mehr Mitsprache und die Amerikaner weniger gehabt hätten? Wahrscheinlich »gut«.

[Foto, (c) dpa, Britischer Soldat in Afghanistan]

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

my chemical romance ist aber scheisse